Samstag, 28. Juli 2012

Schattenauge von Nina Blazon



Verlag: Ravensburger
Preis: 16,95€
Seitenanzahl: 478
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Gelbe Augen, ganz nah.
In Zeitlupe sah sie, wie der Mann auf sie zurannte.
Pupillen, die sich im Schein einer plötzlichen aufleuchtenden Taschenlampe zu Schlitzen zusammenzogen.

Ein Fauchen, ein Knurren, ein stechender Geruch.
Das kann nicht sein, wiederholte Zoë die Beschwörung.
Das bin nicht ich und das passiert nicht mir.
Es ist alles nur ein böser Traum.

Inhalt:
Auf dem Nachhauseweg von einem Club wird Zoë auf der Straße angegriffen. Von wem, weiß sie nicht - ein Blackout hat ihr Gedächtnis gelöscht. Doch an ihren Händen klebt fremdes Blut. Der gut aussehende Gil, den sie aus der Szene kennt, ahnt, dass etwas Unheimliches mit ihr vorgeht: In Zoë schlummert das Erbe der Panthera, eines uralten Volkes, das unerkannt unter den Menschen lebt. Aber sie ist nicht die Einzige ihrer Art, die von ihrer Raubtiernatur getrieben die Straßen der nächtlichen Metropole durchstreift ...

Details:
Bereits das Cover hat mich beeindruckt: Halb Mensch, halb Katze. So stimmt es im Buch zwar nicht ganz, doch die Katze steht hinter dem Mädchen und das stimmt zumindest.
Nina Blazon zeigt mit diesem Buch nur einmal mehr, was für eine wirklich gute Autorin sie ist. Die Figuren sind authentisch, haben alle ihre Makel und Fehler und es bleibt spannend.
Zu Beginn hat mich die Geschichte jedoch nicht so wirklich überzeugt, doch dann hat sie mich gepackt und erst wieder losgelassen, als ich das Ende erfuhr.
Ich will hier überhaupt nicht zu viel verraten, nur, dass es sich wirklich lohnt, zu lesen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass das Thema Mensch=Tier schon viel zu oft vorkommt und dass es nichts Neues mehr geben kann, aber da hab ich mich wirklich geirrt. Und seit neustem stehe ich sogar auf Raubkatzen, obwohl ich ein absoluter Hundemensch bin.
Mein einziger Gedanke, als ich die letzten Worte verschlungen hatte, war: 478 Seiten und dennoch viel zu schnell vorbei!
Vor allem am Ende hat mich das Buch endgültig auf seine Seite gezogen, weil es nicht überheblich ist, sondern wahr. Und das ist toll.
Ich denke, bei diesem Buch kann man sich einen besseren Überblick durch Zitate machen, statt durch Worte, die nicht ausdrücken können, wie toll ich das Buch finde. Deswegen hier ein paar Zitate:

„Was hast du beim ersten Switch angestellt, Killer? Vielleicht Nachbars Kinder gefressen?“ […] „Uh! Falsche Frage! Weißt du, was dein Problem ist? Du würdest am liebsten in einem Disney-Film leben. Singende Eichhörnchen, Harmonie und gute Feen. Du hast eine Scheißangst davor, das zu sein, was du nun mal bist.“ Er grinste. „Dabei bist du gar nicht so harmlos – wer sich mit Shir Khan anlegt, muss lange Krallen haben. Vielleicht hättest du ihn sogar in die Flucht geschlagen? Du hättest dich viel besser wehren können, wenn du dich ganz darauf eingelassen hättest.“ Seine Augen hatten diesen faszinierten Glanz bekommen, der mir unheimlich war. „Mach endlich was aus deinen Fähigkeiten. Es ist eine Gabe, kein Fluch, kapierst du das nicht?“
„Hass ist nicht das Gegenteil von Liebe. Das Gegenteil von Liebe wäre Gleichgültigkeit.“
Wir verteidigen, schrieb ich. Daneben malte ich wieder mal ein Fragezeichen. Niemals töten wir Angehörige unserer Art. Unser Sein ist geheim, unser Platz der Schatten, das Schweigen. Wir weichen oder nehmen uns den Raum. Jeder für sich, keiner für alle. Aber alle schützen das Geheimnis unserer Art. Gesetz der Panthera.
„Du willst doch nicht werden wie er? Ein Sportwagen, der ständig mit angezogener Handbremse fährt.“
Angst und Nervosität ließen sie noch weiter in diesen Zustand driften. Ihre Umgebung erschien ihr wie ein Puzzle, von dem sie die Einzelteile zwar erkannte, die nun aber ein ganz neues Bild ergaben. Eines, das ihr bedrohlich und dunkel erschien. Sie ballte die Fäuste und zwang sich dazu, nicht abzudriften.
Der eine düster und ernst, erfüllt von einem Glühen wie Lava unter Vulkangestein, an dem man sich die Finger verbrennen konnte. Der andere strahlend und kühl. Schwarz und Weiß.
„Aber vermutlich musst du dir keine Sorgen machen. Zumindest nicht im Moment. Zurzeit steht sie offenbar mehr auf die geheimnisvollen Weltschmerz-Typen mit der dunklen Vergangenheit.“
Gil hatte sich verwandelt, ganz und gar – Er war vollkommen entfesselt, die verhaltene Kraft, die er sonst ausgestrahlt hatte, kam zum Ausbruch wie die Lava eines Vulkans. Und obwohl sein Schatten dem von Carla in Größe und Kraft unterlegen war, hatte Zoë noch nie jemanden so wütend und verbissen kämpfen gesehen.
Wäre diese Geschichte ein Märchen, das man sich im Beduinenzelt erzählt, hätte nun alles eine ganz neue Wendung genommen. Jede Geschichte hat einen eigenen Schlüssel und das wäre unserer: Wir hätten uns zusammengeschlossen und zu unserer ewigen Bestimmung zurückgefunden – Helden und Hüter der Stadt zu sein. Aber so läuft das bei uns nicht. Helden und Heilige sind auch nur Spiegel. Und wir einfach Panthera. Alles andere liegt an uns.

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