Verlag: C.H. Beck
Preis: 19,95€
Seiten: 287
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Kurzbeschreibung:
Frank Westerman erzählt die Geschichte des 20. Jahrhunderts im Spiegel
der Geschichte der Lipizzaner-Pferde. Der Leser verfolgt atemlos mit, wie
gekrönte Häupter und Diktatoren um die "perfekten Tiere" kämpften -
und gewinnt dabei erstaunliche Erkenntnisse über das Selbstverständnis des
Menschen und sein Streben nach eigener Perfektion.
Cover:
Das Buch
selbst ist in schlichtem Weiß gehalten: Die Farbe der meisten Lipizzaner. Vorne
auf dem Cover ist eine Herde abgebildet, die von Panzern und Soldaten
angetrieben wird. Man sieht die weißen Pferde zusammen mit Fohlen, wie sie
laufen. Dieses Bild zeigt schon einen der Inhalt des Buches: Die Flucht der
Lipizzaner.
Zitat:
„Pferderennen konnte man Piet zufolge am besten mit den jährlichen Motorradrennen in Assen vergleichen. Doch auch die verfeinerten Bewegungsarten waren ihm nicht raffiniert genug. Springen war Leichtathletik. Dressur: Turnen. Was wir auf De Tarpan betrieben, was „klassische Reitkunst“, und der Name sagte es schon: Es war Kunst. Ballett.“ –Seite 24
Details und meine
Meinung:
Dreht man den
Buchumschlag um, liest man zuerst den Klappentext und dann drei Zitate über das
Buch. In diesen wird der Autor als „magischer Erzähler“ bezeichnet. Wichtiger
finde ich jedoch das dritte Zitat von René Aguigah: „Dass Westerman seine
Detejtiv-Recherche reportagehaft erzählt, bringt doppelten Ertrag: Er macht die
Geschichte Lesern zugänglich, die eine herkömmliche historische Studie zum
selben Thema aus der Hand legen würden.“
Das hat mich
neugierig gemacht. Ist es wirklich eine historische Studie? Ja. Aber das merkt
man überhaupt nicht. Man glaubt einen Roman zu lesen, während man an die
Gentechnologie herangeführt wird, an all die Kriege und historischen Ereignisse
des zwanzigsten Jahrhunderts, an biografisch-ähnlichen Geschichten von
wichtigen Personen und natürlich lernt man die Geschichte der Lipizzaner
kennen. Und zwar nicht nur die Wiener Lipizzaner, sondern alle.
Ich muss zugeben, am
Anfang war ich etwas skeptisch, doch der Schreibstil war von der ersten Seite
an überzeugend! Aufgeteilt ist das Buch in drei Teile und vor jedem Teil ist
eine Karte gedruckt, die die Fluchtwege und Wanderrouten der Lipizzaner zeigt,
damit man sich all die genannten Orte auch zuordnen kann. Auch wenn man
manchmal fast den Überblick bei so vielen Namen und Orten und Daten verliert,
kommt man irgendwie doch immer wieder rein.
Man lernt die
Lipizzaner kennen, auch berühmte Pferde mit ihrer Abstammung, aber man lernt
auch etwas über die Zucht der edlen Tiere und ihre Entstehung. Man lernt die
fünf Abstammungslinien kennen, allen voran der schwarze Conversano, dessen Gene
immer wieder manchmal vorkommen und einen der seltenen schwarzen Lipizzaner
hervorbringen.
Gene, ein weiteres
wichtiges Thema des Buches. Wie Gene vererbt werden (übrigens auf den Seiten 86
und 87 sehr anschaulich anhand des Fruchtfliegenexperiments erläutert) und die
verschiedenen Theorien darüber, von Mendel bis Hitler und Stalin bis zu
Genforschern des 21. Jahrhunderts kommt alles vor. Und wenn man all das gelesen
hat, fühlt man sich eindeutig schlauer.
Biologie und
Geschichte, die einem untergejubelt werden, während man glaubt, einen Roman zu
lesen. Und ich musste mir immer wieder sagen, dass all das, was in diesem Buch
steht, real und nicht fiktiv ist.
Mich hat das Buch
sogar sehr berührt, nämlich als die Lipizzaner nach dem Zweiten Weltkrieg in
die amerikanische Besatzungszone gebracht werden sollten (zu ihrem Schutz) und
ein ungefähr fünfzehn der Hengste ausbrachen. Oberst Rudofsky blieb in dem
leeren Gestüt zurück und wartete auf die Russen, als vier der Hengst
zurückkehrten und ein Stallbursche ihm davon berichtete. Der Stallbursche
nannte sie alle beim Namen, denn sie standen in ihren eigenen Boxen.
Aber es geht nicht
nur um Geschichte, denn noch vor wenigen Jahren (vielleicht auch immer noch)
wurde das Gestüt in Lipica wiedereröffnet und einige der Lipizzaner von einem
Tierquäler befreit.
Anhand der
Lipizzaner zeigt uns der Autor die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und
noch ein wenig darüber hinaus. Es geht um die Sicht des Menschen, erläutert
dadurch, wie er mit den edlen Pferden umgeht. Und genau das sieht man auf der
letzten Seite (274): Sie fasst sich wieder und sagt: „Sie haben die grausamste
Facette der Natur gesehen.“ „Nein“, korrigierte Mile sie. „Die grausamste
Facette der menschlichen Natur.“
Es heißt auf Seite
25: „Wenn du einen Lipizzaner berührst, berührst du Geschichte.“
Aber wenn man das Buch berührt, dann berührt man die Geschichte der Lipizzaner,
die Westerman für Nicht-Historiker aufgeschrieben hat, damit Pferdeliebhaber
und Geschichtsbegeisterte sie kennenlernen können.
Fazit:
Interviews,
Filmanalysen, Bücher, Zitate; all das verbindet Westerman geschickt und schafft
damit ein Buch, das sowohl spannend als auch informativ ist und vor allem, aber
nicht nur, für Pferdefreunde ein Muss.
Wie würde ich das
Buch in einem Satz beschreiben?
Spannendes Sachbuch mit einer gelungenen
Mischung aus Theorie und Erzählung.
An dieser Stelle ein herzliches Danke an den C.H.Beck http://www.chbeck.de/
Verlag und an Blogg dein Buch http://www.bloggdeinbuch.de/
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